Castello Visconteo
Diese gut erhaltene Festung ist eine Augenweide im Zentrum der Altstadt Locarnos.
Das Castello Visconteo ist eine Niederungsburg in Locarno im Schweizer Kanton Tessin. Sie liegt auf 205 m ü. M. auf felsigem Untergrund am Westrand der Altstadt.
Das Castello und das städtische Museo civico e archeologico mit seiner archäologischen Sammlung in der Burg sind jeweils Kulturgüter von nationaler Bedeutung.
Eine erste Burg bestand möglicherweise schon 866; damals schenkte Kaiser Ludwig II. die «corte regia» (den königlichen Hof) von Locarno seiner Ehefrau Engelberga. In der Auseinandersetzung von Ghibellinen und Guelfen wurde die Burg 1260 von den Ghibellinen erobert und zerstört. Zu dieser Zeit diente sie als Wohnsitz der «Capitanei di Locarno», den Orelli, die auf die kaisertreue Seite wechselten. 1342 nahmen die Visconti aus Mailand die Burg von der Land- und Seeseite ein. Unter deren Herrschaft (1342–1439) wurde die Anlage durch massive Mauern verstärkt und diente als Bollwerk für das gesamte obere Verbano-Becken. Von den Rusca, die die Stadt und die Burg 1439 als Lehen erhielten, wurde die Burg wiederholt ausgebaut. Sie bekam schliesslich das Aussehen eines «fürstlichen Schlosses». Da die Visconti und die Sforza jedoch den Rusca zunehmend misstrauten, installierten sie einen Kastellan in der «Rocca», dem älteren Teil der Burg. Eine Besatzung von 200 Mann wurden gegen Ende des 15. Jahrhunderts als nicht ausreichend für die Verteidigung der Burg betrachtet. Die Rusca bewohnten weiterhin den repräsentativen Palazzo.
1499 wurde die Anlage von französischen Truppen besetzt. Grundlage für ein zwischen 1499 und 1512 erbautes Bollwerk im Nordosten der Anlage könnte ein Entwurf von Leonardo da Vinci sein. 1513 kam die Burg vorläufig und 1516 im Ewigen Frieden auch vertraglich in den Besitz der Schweizer. Von 1513 bis 1798 diente die Burg als Sitz der eidgenössischen Landvögte. 1531–1532 wurden grosse Teile der Befestigungen geschleift, da der Unterhalt als zu aufwendig betrachtet wurde. Erhalten geblieben sind im Wesentlichen ausser dem genannten Bollwerk ein Teil der Wehrgangs sowie zwei im rechten Winkel zueinander stehende Wohnflügel. Der befestigte Hafen unmittelbar vor der Burg musste 1485 und 1486 ausgeschürft werden, er verlandete jedoch weiterhin und wurde 1535 endgültig aufgegeben beziehungsweise an den Ostrand der Stadt verlegt.
1803 wurde der Palazzo Verwaltungsgebäude des neu gegründeten Kantons Tessin; später wurden im Schloss Privatwohnungen eingerichtet. 1921 kam es in den Besitz der Stadt, worauf es unter der Leitung des Kunstmalers Edoardo Berta von 1921 bis 1928 «im Geist des Neumittelalters und der Neorenaissance» umfassend renoviert wurde. Anschliessend bezog das Museum für Geschichte und Archäologie Räume in der Burg. Im September 2017 wurde ein neuer Abschnitt der Dauerausstellung eröffnet, der die die Bedeutung der Stadt für die Reformation und die Ernennung Locarnos zur «Reformationsstadt Europas» würdigt.
Quelle: Wikipedia